Veranstaltung: | MV zur BDK |
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Tagesordnungspunkt: | 5 Anträge |
Antragsteller*in: | Daniela Kloss |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 31.10.2023, 09:17 |
DA1: Menschenrechte in den Mittelpunkt stellen
Antragstext
Wenn Menschen in eine so prekäre Situation geraten, dass sie Gründe sehen, ihre
Herkunftsländer zu verlassen, werden sie sich auch weiterhin auf den Weg in die
EU machen. Weder der Asylkompromiss von 1992 noch die bestehende Gewalt an den
Außengrenzen haben Menschen davon abgehalten, vor Krieg und Gewalt zu fliehen.
Insbesondere die Einführung der sogenannten Krisenverordnung, die es ermöglicht
ein bereits restriktives Asylrecht noch weiter einzuschränken, halten wir für
falsch und mit den humanitären Werten unserer Partei für unvereinbar. Die von
der Bundesregierung und Innenministerin Nancy Faeser geplanten Beschleunigung
der Abschiebungen lehnen wir ab, da die Inhaftierung von Asylsuchenden ohne
Straftat für 28 Tage oder sogar während laufender Asylverfahren nicht nur
absolut inhuman und vollkommen inakzeptabel ist, sondern gegen die Grundrechte
von Geflüchteten verstößt.
Abschiebungsverfahren bedeuten nicht nur massive psychische Belastungen für
Geflüchtete und Beamt*innen, sondern auch massive personelle und finanzielle
Ressourcen. Mit diesen Ressourcen sollten stattdessen Kommunen unterstützt
werden, die mit der konkreten Aufgabe der Versorgung und Unterbringung der
Menschen befasst sind.
Migrationspolitik wird zunehmend emotional gehalten, meist zu Lasten
Geflüchteter, die zu selten zu Wort kommen. Stattdessen fordern wir eine
faktenbasierte, sachorientierte Debatte über Flucht und Asyl, in der Probleme
benannt werden können, ohne in einer populistischen Art und Weise Ängste zu
schüren und generell gesellschaftliche Probleme Geflüchteten anzulasten.
Die Ampel hat im Koalitionsvertrag vereinbart, illegale Zurückweisungen an den
Außengrenzen zu beenden und den Zugang zu einer inhaltlichen Prüfung jedes
Asylgesuchs zu garantieren. Wir erwarten von den Politiker*innen unserer Partei
auf allen EbenenEngagement und Kampf für eine humane und konstruktive Asyl- und
Fluchtpolitik. Menschenrechte müssen immer der Maßstab der Politik in
Deutschland und der Europäischen Union sein und dürfen nicht zur Diskussion
stehen.
Wer also wirklich etwas im Bereich Migrationspolitik erreichen will, muss die
Kommunen auch finanziell unterstützen. Anstatt Ressourcen in hochkomplexe,
langwierige und (für Asylsuchende und für Beamt*innen) psychisch belastende
Abschiebeverfahren zu investieren, sollten die Ressourcen in die bestmögliche
Integration von Asylsuchenden, auch in den Arbeitsmarkt, fließen.
Im November 2019 hat der Rat der Stadt Bielefeld beschlossen, Bielefeld zu einem
„Sicheren Hafen“ zu machen. Rund 320 Städte und Gemeinden in Deutschland haben
sich bereits zum Sicheren Hafen erklärt. Wir bekräftigen diesen Beschluss und
erwarten von unseren
Politiker*innen auf Bundes- und Europaebene Engagement und Kampf für eine humane
und
konstruktive Asyl- und Fluchtpolitik.
Begründung
Die Dringlichkeit dieses Antrags ergibt sich aus den verschiedenen Eckpunkten, die in den letzten Wochen, aber auch Tagen auf Bundes- und Europaebene getroffen wurden, aus den aktuellen zum Teil medial geführten Debatten und der anstehenden Europawahl.
Am 4.10.23 wurde die europäische Einigung über die umstrittene Krisenverordnung erreicht. Das Migrationspaket der Bundesregierung wurde erst am 11.10.23 in den Medien vorgestellt.
In diesem Kontext hat das Sprecher*innen-Team der BAG Migration und Flucht am 4.10.23 ein Positionspapier zur aktuellen Linie der Bundesgrünen in der Migrationspolitik veröffentlicht.
Derzeit läuft auch im Hinblick auf die bald stattfindende Bundesdelegiertenkonferenz eine Debatte über die Migrationspolitik in unserer Partei.
Wenn wir an dieser Debatte teilnehmen wollen und uns für eine menschenrechtsbasierte Migrationspolitik Partei ergreifen wollen, müssen wir uns in die Debatte einmischen, bevor die Debatte wieder beendet ist oder ausschließlich in der öffentlichen Berichterstattung als Konflikt der Grünen behandelt wird, ohne den inhaltlichen Argumenten Raum zu geben.
Aus diesem Zuge ist es wichtig, diesen Antrag auf dieser Mitgliederversammlung als dringlich zu behandeln!
Denn wir betrachten diesen Antrag als Rückenwind und Unterstützung für die Auseinandersetzungen und den Einsatz unserer Politiker*innen in den nächsten Wochen in Berlin und Brüssel für eine humane Fluchtpolitik.
Unterstützer*innen
- Simone Lux
- Cim Kartal
- Sarah Laukötter
- André Flöttmann
- Jens Petring
- Zoe Viola Bergmann
- Klaus Feurich-Tobien
- Klaus Rees
- Tim Niklas Beyer
- Lars Bauerdick
- Julian Schüring
- Romy Mamerow
- Janko Spieker
- Sina Radert
- Jan Seeger
- Hannes Menge